Information und Aufklärung: Workshops nach Platzwahl

Die Bildungsangebote unter wissenschaftlicher Leitung von Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer, der an der Universität Vechta die sportpsychologische Beratungsstelle „Challenges“ leitet, richteten sich vor allem an den organisierten Fußballsport. Zielgruppen waren Sportler_innen, Trainer_innen, Betreuer_innen aus dem Nachwuchsbereich, Berater_innen, Schiedsrichter_innen, Fanbeauftragte und andere Funktionär_innen in den Amateur- und Profi-Vereinen. In Kooperation mit der DFL und dem DFB konnten 16 Workshops und ein Webinar für den DFB realisiert werden. Die sportpsychologische Beratungsstelle „Challenges“ an der Universität Vechta bot einen Beratungsschwerpunkt an.

Logo Challenges Arbeitsstelle für sportpsychologische Beratung und Betreuung

Die Bildungsmaßnahmen sollten die Akteur_innen für das Thema „Sexismus, Homo-, Bi- und Trans*feindlichkeit“ sowie unterschiedliche Wahrnehmungen im sogenannten Frauen- und Männerfußball sensibilisieren, ein kritisches Problembewusstsein stärken und zielführende Handlungsstrategien für den Umgang mit Diskriminierungen vermitteln. 

Spielberichte: Workshops mit Reflexion

Insgesamt 14 Vereine der 1. und 2. Bundesliga nahmen bis 2022 an den Workshops „Gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gegen Sexismus, Homo-, Bi- und Trans*feindlichkeit im Fußball“ teil, die in Kooperation mit der DFL Stiftung der DFL Deutsche Fußball Liga veranstaltet wurden. In den Workshops waren relevante Repräsentant_innen und Multiplikator_innen der Vereine vertreten, zum Beispiel aus den Bereichen der Corporate Social Responsibility, der Nachwuchsförderung, der Fanbetreuung und ebenso aus dem Verwaltungsbereich mit dem Personalwesen. Die sexuelle Orientierung als Facette der Diskriminierung wurde teilweise für den eigenen Verein als nicht existent wahrgenommen. So kamen in der Regel keine konkreten Erfahrungen mit homosexuellen Spieler_innen oder etwa Ausgrenzungserlebnisse zur Sprache.

Ein wesentlicher Aspekt der gemeinsamen Reflexion blieb die Frage nach einer offenen und diversitätssensiblen Vereinskultur. Als eine zentrale Herausforderung erwies sich die Frage, wie in unterschiedlichen Alltagssituationen angemessen mit sexistischen bzw. homofeindlichen Äußerungen umgegangen werden kann und sollte. Als besonders sensible Handlungsfelder stellten sich dabei der Nachwuchsbereich mitsamt der Elternarbeit sowie der Fanbereich heraus.

In den Evaluationen der Workshops zeigte sich nahezu durchgängig, dass die Teilnehmenden bislang kaum Erfahrungen mit LSBTIQ*-Personen hatten, etwa mit Spieler_innen. Von homosexuellenfeindlichen Tendenzen wurden allenfalls aus den Stadien berichtet. Die angestoßenen Reflexionsprozesse befähigten zur Unterscheidung von „Nicht-Sichtbarkeit“ und „Nicht-Existenz“, wodurch der Tabuisierung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie Diskriminierungen vorgebeugt wurde.

Beispiel VFL Oythe: Best Practice im Amateurbereich

Der VFL Oythe spielt bei den Herren in der Landesliga Niedersachsen, der sechsthöchsten Spielklasse in Deutschland, und bei den Frauen in der Kreisliga (Stand April 2023). Der Workshop „Gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball“ beim Verein war 2022 sehr erfolgreich: Die Mitglieder beteiligten sich mit hohem Engagement und brachten einen Prozess in Gang. Bei der folgenden Mitgliederversammlung änderte der Verein seine Satzung einstimmig. Der VFL Oythe positioniert sich in seiner Vereinssatzung aktiv gegen Diskriminierung, angelehnt an das Diskriminierungsverbot im Grundgesetz. Gerade solche regionalen Vorbilder sind im Sport wichtig, damit ein gesellschaftliches Klima der Akzeptanz und Wertschätzung wachsen kann.

Direkter Freistoß: DFB Online-Seminar 

„Gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt – gegen Sexismus und Homofeindlichkeit im Fußball“: Im November 2018 wurde ein für den DFB im Rahmen des Online-Weiterbildungsprogramms für Trainer_innen und Vereinsmitarbeiter_innen entwickeltes Webinar freigeschaltet. Zentrale Ziele sind neben der Vermittlung grundlegender Wissensinhalte vor allem die Sensibilisierung und Reflexion sowie die gemeinsame Erarbeitung zielführender Handlungsstrategien. Dieses Webinar auf der DFB-Website im Seminarangebot für Mitarbeiter_innen ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar (Stand Oktober 2023).