Initiative im Überblick
Bildung | Forschung | Beratung
Die Forschung hat sich bislang wenig mit Homosexualität und Homofeindlichkeit im (Fußball-)Sport beschäftigt. Dementsprechend liegen hierzu – vor allem in Deutschland – kaum verlässliche Ergebnisse vor.
Mit der Forschungsinitiative „Fußball für Vielfalt – Fußball gegen Homofeindlichkeit“ soll dieses Themenfeld mehr Aufmerksamkeit und vor allem mehr Akzeptanz in der wissenschaftlichen Arbeit gewinnen. Gesicherte Informationen und Daten sind die Voraussetzung dafür, die ablaufenden Phänomene tatsächlich verstehen und kompetent bewerten zu können. Sie sind erforderlich, um Maßnahmen der Prävention und Intervention noch zielführender konzipieren und implementieren zu können. Zwar liegt der ausgewählte Schwerpunkt zunächst auf der Sicht auf Homosexualität und der Situation homosexueller Personen(-gruppen), die im Kontext des Sports aktiv sind; das Projekt befasst sich aber insgesamt, gerade auch in mittel- und langfristiger Perspektive, mit den Wirklichkeiten aller LSBTTI*-Lebensformen.
Stereotype und Vorurteile finden sich bei einzelnen Personen, vor allem aber auch in Gruppen. Sie sind dabei stets das Ergebnis von Lernprozessen, die Menschen tagtäglich in ihren jeweiligen beruflichen und privaten Umwelten erfahren. Die Forschung zur Homofeindlichkeit im (Fußball-)Sport muss deshalb stets drei Analyseebenen berücksichtigen.
Damit Sie einen ersten Einblick gewinnen können, mit welchen Fragestellungen sich die Universität Vechta und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld im Rahmen der Forschungsinitiative in den kommenden Jahren beschäftigen werden, sind im Folgenden einige ausgewählte Beispiele der drei Analyse-Ebenen aufgeführt.
Da bislang nur wenige zuverlässige Daten zur Homofeindlichkeit im (Fußball-)Sport vorliegen, wird im Rahmen der Forschungsinitiative auf das breite Spektrum qualitativer (vor allem offene Interviews mit einzelnen Personen) und quantitativer Methoden (Umfragen bei größeren Stichproben) zurückgegriffen.
Im Sinne des „mixed methods Designs“ werden auf allen drei Analyse-Ebenen je nach Untersuchungsphase und damit verbundener konkreter Zielsetzung diese Methoden gemischt. Insbesondere mit qualitativen Methoden lassen sich bislang kaum untersuchte Einflussfaktoren zunächst identifizieren und systematisieren, während quantitative Methoden die Absicherung der auf diese Weise gewonnen Erkenntnisse in der Breite der Befragungen gewährleisten und wichtige Hinweise auf eine vertiefende qualitative Analyse geben können.
Es ist uns sehr wichtig, die Bildungsinitiative einer strengen wissenschaftlichen Qualitätssicherung zu unterwerfen. In deutlicher Abgrenzung zu vielen Fort- und Weiterbildungsangeboten aus der „freien Praxis“ prüfen wir von daher kontinuierlich die Wirkung unserer Maßnahmen (Evaluation):
Treffen unsere Angebote die Erwartungen, Voraussetzungen und Bedürfnisse der Teilnehmer_innen?
Welchen Erkenntnisgewinn nehmen die Teilnehmer_innen mit?
Wie zufrieden sind die Teilnehmer_innen mit unseren Angeboten?
Wie nachhaltig sind diese Effekte?
Was gibt es gegebenenfalls zu verbessern?
Um diese Fragen beantworten zu können, berücksichtigen wir vier verschiedene Komponenten:
Welche Voraussetzungen liegen bei den potenziellen Teilnehmer_innen vor, welche Erwartungen haben sie hinsichtlich des konkreten Angebotes?
Eine Vielzahl gängiger Bildungsmaßnahmen erzielt nur begrenzte Effekte, da sie nicht flexibel auf die Bedürfnisse der konkreten Nachfragegruppe ausgerichtet sind. Mithilfe dieser Informationen lässt sich aber ein möglichst passendes Angebot für die Teilnehmer_innen entwickeln, womit gleichermaßen die Wahrscheinlichkeit von Zufriedenheit und Akzeptanz sowie die Wahrscheinlichkeit der Wirksamkeit einer Maßnahme erheblich gesteigert werden. Besonders wichtig: Es besteht die Möglichkeit, die potenziellen Teilnehmer_innen aktiv in den Prozess der Planung einzubeziehen, auf diese Weise wird die Eigenverantwortung gestärkt und ebenfalls die Wahrscheinlichkeit des Veranstaltungserfolgs erhöht.
Entspricht der Veranstaltungsverlauf den Voraussetzungen und Erwartungen der Teilnehmer_innen, welche Veränderungen sind gegebenenfalls erforderlich?
Bei längerfristigen Maßnahmen sollen zu ausgewählten Zeitpunkten Zwischenbewertungen durchgeführt werden, angesichts dieser Informationen lassen sich etwaige erforderliche Korrekturen an der ursprünglichen Konzeption vornehmen. An diesem Planungsprozess sollen die Teilnehmer_innen wiederum aktiv beteiligt werden. Also: Falsche Vorstellungen im Vorfeld einer Maßnahme, aber auch konkrete Anliegen, die sich erst aus der Auseinandersetzung mit der Thematik im Rahmen der Maßnahme ergeben haben, lassen sich für den weiteren Verlauf gewinnbringend berücksichtigen.
Wie zufrieden sind die Teilnehmer_innen mit der konkreten Maßnahme (u.a. Struktur, Inhalte, Lehr-Lern-Formen, Verständlichkeit)?
Inwieweit hat die Maßnahme in der Selbsteinschätzung zu bedeutsamen Veränderungen beigetragen (u.a. Wissenserwerb, Sensibilisierung, hilfreiche Handlungsstrategien)?
Mit dem Post-Test wird also die abschließende Bewertung einer Maßnahme seitens der Teilnehmer_innen erhoben. Die Bildungsinitiative ist auf die Veränderung von sensiblen Denk- und Handlungsmustern ausgerichtet. Wirkungen zeigen sich oftmals erst zeitlich verzögert in Situationen, in denen Menschen ganz konkret mit Homofeindlichkeit konfrontiert werden. Daher ist eine weitere Evaluationskomponente erforderlich.
Wie bewerten die Teilnehmer_innen die Maßnahme im zeitlichen Abstand, welche Effekte zeigen sich hinsichtlich Wissen, Einstellungen und Verhalten?
Mit dem Follow-up-Test soll ca. drei Monate nach einer Maßnahme überprüft werden, ob und welche Veränderungen die Teilnehmer_innen nachhaltig zeigen.
Mit diesen vier Komponenten gewinnen wir verlässliche Informationen über die Effekte unserer Maßnahmen und können sie – falls erforderlich – verändern und ausbauen. Zufriedenheit und Akzeptanz der Teilnehmer_innen sind uns als Qualitätskriterien sehr wichtig. Ganz entscheidend ist jedoch, ob wir mit unseren Maßnahmen die beabsichtigten Ziele der Bildungsinitiative tatsächlich erreichen.